Corona und die Bauindustrie – Auswirkungen der Pandemie auf den Bauboom
Die Wirtschaftsnachrichten sind in Zeiten von Corona nicht unbedingt immer positiv. Auch die Bauindustrie bekommt die Auswirkungen der Pandemie deutlich zu spüren. Wenn auch verzögert.
Denn der Wunsch nach handwerklichen Arbeiten ist bei weitem nicht mehr so ausgeprägt, wie er vor der Pandemie war. Und es gibt noch weitere Einschnitte, die der Bauindustrie große Sorgen bereiten. Viele davon entwickeln sich gerade erst und werden sich in den nächsten Monaten und Jahren deutlich zeigen. Wie sich das dann auf die Wirtschaftsnachrichten auswirkt, muss individuell betrachtet werden.
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Auf dem Bau lief es viele Jahre lang gut
Es gab kaum eine Branche, die sich so stabil präsentiert hat wie die Bauindustrie. Sie galt als erfolgsverwöhnt und hat vor allen Dingen von der Wohnungsknappheit, der wachsenden Bevölkerung und den fehlenden Anlagemöglichkeiten profitiert. Wer sein Geld nicht auf dem Sparbuch vergammeln lassen will, investiert gerne in ein Eigenheim oder in Immobilien, die vermietet werden können. Enorme Wachstumsraten waren die Konsequenz daraus.
Doch nun stehen wir vor einer großen Wirtschaftskrise, die aufgrund der Pandemie hervorgerufen wurde. Nicht nur innerhalb von Deutschland, sondern global betrachtet haben die Lockdown Maßnahmen auch die Baubranche deutlich geschwächt. Vor allen Dingen die mittelständischen Unternehmen bekommen jetzt die Auswirkungen zu spüren. Sie leiden besonders und müssen ihr Geschäftsgebahren teilweise deutlich anpassen.
Besonders der Gewerbebau leidet
Wenn es um das Baugewerbe geht, dann geht es nicht nur um den Eigenheimbau. Es geht auch darum, dass Gewerbetreibende Bauaufträge vergeben. Lagerhallen, Fabrikgebäude, Büros und vieles mehr werden über das Baugewerbe errichtet. Doch wenn der Umsatz zurück geht, wenn es den Unternehmen schlecht geht und wenn dadurch auch nicht mehr investiert wird, kann auch das Baugewerbe nicht vorankommen.
Etwa 70% aller Unternehmen beklagen aktuell schwere Umsatzrückgänge. Tendenz steigend. Mehr als die Hälfte von diesen Unternehmen sieht eine nachhaltige Gefährdung ihrer Tätigkeiten. Das bedeutet, dass diese Unternehmen nicht nur Mitarbeiter entlassen, sondern eventuell auch in die Insolvenz gehen. Für die Baubranche ist das eine Nachricht, die nur schwer zu verdauen ist. Fehlen doch genau an dieser Stelle viele Aufträge, die auch in den nächsten Monaten und eventuell Jahren nach einfach aufgefangen werden können.
Doch wie sieht es aus, wenn der Blick in Richtung Eigenheim und private Geldgeber geht? Ist dort auch mit Einbußen durch Corona zu rechnen. Die aktuellen Wirtschaftsnachrichten sind sich hier etwas uneinig.
Das Interesse am Eigenheim ist ungebrochen
Im Juni wurde noch von den Wirtschaftsnachrichten vermeldet, dass die Bauindustrie im Bereich Eigenheim einen hohen Umsatz verbucht. Auch im März lagen die Erlöse noch knapp 12% über den Einnahmen vom Vorjahr. Im zweiten Quartal lagen sie bei 11,6%.
Einen besonders großen Zuwachs hat das Zimmereihandwerk zu verzeichnen. Ebenso der Ingenieurholzbau. Etwas weniger Umsatz hat der Tiefbau sowie der Wasserbau erzielt.
Doch trotz dieser guten Zahlen gibt es auch durch die Corona Krise im Bereich der Eigenheime starke Einschnitte am Bau. Die Auftragseingänge sind schon im März deutlich zurückgegangen. Und zwar um mehr als 10% gegenüber des Vormonats. Die weiteren Monate haben eine ähnliche Tendenz gezeigt. Da im Baugewerbe in der Regel nicht direkt bei Auftragseingang mit dem Bau begonnen wird, zeigen sich jetzt im Nachgang erst die Konsequenzen aus dieser deutlichen Reduzierung. Und das nicht nur im gewerblichen, sondern auch im privaten Bereich.
Hinzu kommt, dass viele Handwerker, die in privaten Haushalten arbeiten, weniger Aufträge haben. Egal ob diese von den Verbrauchern selbst oder von Unternehmen für die Durchführung der Arbeiten beauftragt werden. Was nicht zwingend notwendig ist, wird gerne verschoben. Auf einen Zeitpunkt, der nach der Pandemie angesiedelt ist.
Die Eintrübung in der Bauindustrie wird in wenigen Monaten kommen
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes warnt bereits davor, dass in einigen Monaten auch im Baugewerbe die Zeiten härter werden. Die Auftragsbücher füllen sich nicht mehr so schnell, wie es noch zu Beginn des Jahres der Fall war. Zudem kommt es immer wieder zu Auftragsstornierungen. Besonders Wohnungsbaugesellschaften und private Bauherren sind unsicher, ob sie einen Handwerker ins Haus lassen wollen oder ob es besser ist, die Pandemie erst abzuwarten. Die Angst vor einer Ansteckung steckt noch in vielen Köpfen. Zudem ist das Begleichen von Rechnungen in den letzten Monaten nicht mehr ganz so flüssig.
Viele Bauunternehmen bereiten sich deshalb schon jetzt auf die Krise vor. Sie halten Notfallpläne bereit und schauen, wie sie ihre Aufträge weiter abarbeiten können. Sollte es zur Krise kommen, werden das zuerst die Angestellten zu spüren bekommen, die in Kurzarbeit gehen müssen oder gegebenenfalls sogar entlassen werden. Damit es nicht soweit kommt, wäre es gut, wenn sich die Branche erholt.
Wenn der Schreckgespenst Corona so schnell wie möglich verschwindet und sich generell eine deutliche Erholung im Bereich der Wirtschaft zeigt. Davon würden alle profitieren. Nicht nur die Baubranche oder all jene, die ein Eigenheim planen. Sondern auch alle anderen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die von einer guten Wirtschaftslage und guten Wirtschaftsnachrichten abhängig sind und die selbst alles dafür tun wollen, dass es sich in Deutschland auch in Zukunft gut leben lässt.